Donnerstag, 4. September 2008

 

Erika Wocker, Kinderschutzbund

Ich bin am 01. Juli 2000 in Rente gegangen. Danach habe ich mich mit Feuereifer in neue Aktivitäten gestürzt, Vorlesungen aller Art an der Uni belegt, die Wohnung auf Vordermann gebracht, alle Vorhänge gewaschen, Freunde und Bekannte getroffen. Doch irgendwann hatte ich das Gefühl, mich nur noch um mich selbst zu drehen...

Da hörte ich per Zufall von einem Projekt des Kinderschutzbundes. Es hieß "Kind im Krankenhaus" Kinder im Krankenhaus, deren Angehörige aus irgendwelchen Gründen z.B. Berufstätigkeit der Eltern, weite Entfernungen usw. ihr Kind nicht besuchen können, sollten trotzdem im Krankenhaus mit ihren Sorgen, Nöten und Ängsten nicht allein gelassen werden. Deshalb schickte der Kinderschutzbund jeden Nachmittag eine(n)ehrenamtliche(n) Helfer(in) für 3 Stunden ins Krankenhaus. Diese Helfer sollten mit den Kindern je nach Krankheitszustand spielen, singen, basteln, vorlesen oder einfach nur zuhören. Und natürlich konnte der Kinderschutzbund immer neue Freiwillige gebrauchen.

Wäre das vielleicht etwas für mich, habe ich mich damals gefragt, könnte ich das überhaupt, hatte ich nicht vielleicht Angst zu wenig zu wissen oder auch Angst vor Krankheit und wie ich damit umgehen könnte? 2001 habe ich mich dann gemeldet, bekam eine mehrstündige Einweisung, auch über ganz allgemeine Dinge (Hygiene etc.), wurde auf Kosten des Kinderschutzbundes geimpft gegen Gelbsucht und wurde dann zum ersten Einsatz von einer bewähren Kraft mitgenommen. Und siehe da, es war eigentlich ganz einfach. Da die hauptamtliche Betreuerin für das Spielzimmer erkrankt war, haben wir dort gesessen und abgewartet. Schnell kamen einige nicht bettlägerige Kinder, waren hoch erfreut, dass das Spielzimmer geöffnet war und wollten, ja was "Mensch ärger Dich nicht" spielen. Das konnte ich, also los...Zwar dachte ich zunächst, ich müsse die Kinder gewinnen lassen, doch weit gefehlt. "Ich glaub', Du brauchst einen Blindenhund, siehst Du nicht, dass Du mich schmeißen kannst?" wurde ich kurz und zackig belehrt. Und so ging es weiter...

7 Jahre sind inzwischen vergangen, ich habe mit den Kindern unzählige Spiele gespielt, gesungen, gebastelt, den Mädchen Stricken und Häkeln beigebracht und ganz einfache Sachen mit Papier gefaltet z. B. Helm, Schiff, Himmel und Hölle. Denn das wird mir immer wieder bewusst, dass Kinder oft überhaupt kein Interesse an den vielen neuen komplizierten Spielen haben und mit den einfachsten Sachen oft viel zufriedener sind. Doch meine liebsten Einsätze waren und sind eigentlich immer die, wo ich bei einem einzelnen Kind am Bett sitzen darf und ihm die Zeit ein bisschen erträglicher machen kann bis die "Mama" kommt. Dabei brauche ich mich eigentlich nur wenig anzustrengen, das Kind sagt mir im allgemeinen, was es gern hätte oder erzählt mir einfach von seinem Kummer und ich höre nur zu. Oft singen wir ein bisschen zusammen, das tröstet. Und es tröstet auch, wenn ich den angefangenen Topflappen für die Mama zum Muttertag "retten" kann.

Natürlich gibt es nicht nur gute Stunden und manches Schicksal lässt einem nicht los, so wenn z.B. ein "geheiltes" Kind nach kurzer Zeit wieder ins Krankenhaus muss und die Erfolgsaussichten nur gering sind.Doch die Freude am Tun überwiegt und ich radle oft beschwingt und um einige Erfahrungen reicher (von Kindern kann man viel lernen) nach Hause.

Den Zeitaufwand kann ich selbst bestimmen, z. Z. gehe ich 2-4mal im Monat, jeweils von 14.00-17.00 Uhr zum "Spielen". Vielleicht wäre das auch etwas für Sie???
Und: falls es diesen Besuchsdienst im Kinderkrankenhaus in Ihrer Nähe noch nicht gibt, vielleicht könnten Sie einen ins Leben rufen?? Es lohnt sich!!!

Kommentare: Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]





<< Startseite

This page is powered by Blogger. Isn't yours?

Abonnieren Posts [Atom]